Führungen:

Liebe Hortus Nucis Besucher und Unterstützer,
der Hortus Nucis kann vorerst nicht mehr besucht werden. Im Februar 2023 hat die Rodung stattgefunden.

Seitdem die Gutachter im Oktober 2022 im Hortus waren und mir sagten, dass sie im Frühjahr wieder kommen würden, um die Fülle der entstandenen Vielfalt zu erfassen, hatte ich immer wieder versucht eine schriftliche Bestätigung dafür zu bekommen, aber leider ohne Erfolg.
Aus meinen Berichten:

Ein heimlich erstelltes Gutachten
Bei einem weiteren Versuch zum Jahresende musste ich schmerzhaft herausfinden, dass mittlerweile ein Gutachten bei der Oberen Naturschutzbehörde eingereicht und bestätigt worden war und bald darauf die Rodung im Hortus anstand. Also aus diesem 20 minütigen Besuch, wo Gutachterin und Ökologe mit strahlenden Augen durch meinen Garten gelaufen sind, mir erzählten, was für ein besonderer Ort es sei und wie man zur kalten Jahreszeit die Vielfalt gar nicht festhalten könne und sie dann nett fragten, ob sie ein paar Fotos machen könnten… ja, daraus entstand ein sehr knappes, aber rechtskräftiges Gutachten!
Diese Tat empfinde ich als sehr hinterhältig und gemein, aber daraufhin konnte ich wirklich nichts mehr tun, außer die Rodung zu überstehen.
So sieht man wie die stärkeren (hier Stadt und Bahn) sich mit allen Mitteln, wohl hauptsächlich aus wirtschaftlichen Interessen, durchsetzen und die Naturschutzbehörde im Grunde alles was sie als “rechtens” ansieht, abnickt. Ich bin zutiefst enttäuscht, wie hier mit mir und letztendlich auch der Natur umgegangen wurde. Reinstes Bulliverhalten. Es gab kein einziges vernünftiges Angebot, nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen, die ökologisch wertvollste Fläche dieses Projektgartens zu erhalten, oder gar eine Ausgleichsfläche zu finden!

Weitere Wildflächen verschwinden
So verschwinden auch ganz leise wertvolle Wildflächen, wie fast das gesamte Vogelschutz-Gehölz entlang der neu ausgebauten Main-Weser-Bahnlinie. Ausgleichsmaßnahmen wie z.B. Teiche am Mainbogen können diesen Schaden nicht wieder gut machen! Es fehlt hier jetzt ganz klar die Vegetation, die alt eingewachsene Schlehen-, Holunder- und Weißdornhecke, die im Frühjahr wochenlang summte und zwitscherte. Dort lernte ich die ersten Singvögel auseinanderhalten. Wo brüten jetzt diese Vögel?

Ich denke das zugrunde liegende Problem besteht letztendlich darin, dass der Verursacher das Gutachten erstellen muss! So wird dies nur halbherzig geschehen, um Kosten zu sparen.

Aus meinen Berichten:

Ein Gartentor schließt sich
Es ist vollbracht, Stadt und Bahn haben nun ihre Fläche um den geplanten Service- und Rettungsweg zu bauen und der Hortus Nucis ist nun um einiges geschrumpft.
Ich tue mir noch sehr schwer, mich mit diesem neuen Anblick anzufreunden…

Die Story: Am Tag der Rodung stand ich mit drei Bauarbeitern bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vor der Totholzmauer und wir besprachen, wie wir am geschicktesten vorgehen. Ich hatte chemisch behandelte Zaunpfosten abgelehnt und zeigte ihnen wie ich die anderen Totholzzäune gebaut hatte. Plötzlich hatte einer eine zündende Idee und sagte sie würden in einer halben Stunde wieder kommen.
Sie kamen mit einem Stapel Holzstämmen im Laster und einer Motorsäge zurück. “Wir haben neulich am Friedhof ein paar Bäume entfernen müssen…” Sie spitzten die Stämme mit der Motorsäge an, buddelten Löcher alle zwei Meter und eine zweite Reihe 60 cm davor. Dann schnitten sie mit der Motorsäge durch die Mauer und wir transportierten die Abschnitte an ihren neuen Standort. Am Ende des zweiten Tages war die Mauer umgesetzt und ich muss zugeben, es sieht gut aus! Die Bauarbeiter waren am Schluss auch richtig stolz auf ihr Werk und ich versicherte ihnen, dass das wohl das schönste sei, was sie in diesem Jahr vorzeigen werden können und sie stimmten mir zu. Ein junger Mann war so beeindruckt, dass er meinte bei sich zu Hause auch so etwas bauen zu wollen.
Nun stand die Mauer an der neuen Grenze, aber die Wiese lag noch im Winterschlaf auf der falschen Seite…
Am letzten Tag wurde die schöne Fichte gefällt und der alte Bauwagen freigelegt für den Abtransport.
Ein paar Tage später ging es weiter. Leider musste der Baggerfahrer mehrmals über die Magerwiese fahren um den Bauwagen zusammenzufalten und in einen Container zu stecken.
Es ist schon erstaunlich wie viel Kraft so ein Bagger hat.
Mit einer Kanne Kaffee und Schoko-Croissants bewaffnet kam ich zurück und bat ganz lieb, ob sie mir nicht wenigstens den Rest der Magerwiese über den Zaun werfen könnten… und das taten sie dann auch.

Ich bin erschöpft von diesem Verlust und den krassen Veränderungen, aber auch erleichtert, dass es jetzt endlich vorbei ist.

Die Wiese ist hin, aber ich habe den Sand-Lehm-Boden auf meiner Grundstückseite vor der Hütte nun wieder ausgebreitet! Der ist hoffentlich noch voller wertvoller Samen.

Der Garten, der schon über zehn Jahre von mir und meiner Familie betreut wird, wird weiter in unserer Obhut und ein Ort für die wilde Natur bleiben.

Danke, dass ihr mich bei diesem Prozess begleitet habt, danke für die lieben Nachrichten und mutmachenden Worte.


Seid herzlich gegrüßt
eure Julia


Kontakt:
kontakt@hortus-nucis.de